Freitag, 3. Januar 2014

Fussball WM 2014: Schweiz - Honduras


Die Mittelamerikaner aus Honduras gelten als Aussenseiter. Doch die feuchte Hitze von Manaus könnte ihnen zum Vorteil gereichen.

Luis Fernando Suárez strahlte nach der Auslosung übers ganze Gesicht. Die Schweiz, Ecuador und Frankreich – diese Gruppe ist durchaus nach seinem Geschmack. «Aussenseiter sind wir sowieso – da ist es doch egal, gegen wen wir spielen», sagte der 53-jährige Kolumbianer. Während dem Schweizer Nationalcoach Ottmar Hitzfeld die hohe Luftfeuchtigkeit in Costa da Sauipe trotz Klimaanlage den Schweiss auf die Stirn trieb, genoss Suárez das Klima und sagte fröhlich: «Wir sollten das alles nicht überschätzen. Alle spielen unter den gleichen Bedingungen.»

Das stimmt nicht ganz. In Manaus, im Herzen des Amazonasgebietes, wird Honduras klar im Vorteil sein. Wie im mittelamerikanischen Land herrschen in Manaus tropische Bedingungen. Der feuchten Hitze sind die Honduraner nahezu täglich ausgesetzt – die Schweizer hingegen müssen sich noch darauf einstellen.

Der Auswahl von Honduras gelangen in der Nord- und Mittelamerika-Gruppe gute Ergebnisse – derart gute, dass sogar der WM-Habitué Mexiko auf den vierten Platz abrutschte und die WM-Teilnahme erst über die Barrage sicherstellte. Dennoch gilt Honduras nur als Aussenseiter: In einer Blitzumfrage der Tageszeitung «La Prensa» sagten 80 Prozent der befragten Honduraner am Freitag, dass sie nicht an ein Weiterkommen ihrer Mannschaft glauben.

Noel Valladares, der Captain des Nationalteams, zeigte sich sogar besorgt, weil Honduras eine lange Reise durch das riesige Land bevorsteht. In Porto Alegre, wo das erste Spiel gegen Frankreich stattfindet, kann es im brasilianischen Winter auch mal richtig kalt werden – in Manaus dagegen kommt die Hitze zurück. «Darauf müssen wir uns gut einstellen», sagte Valladares.

Honduras spielt unter Suárez einen defensiv geprägten Fussball. Der Coach pflegt seine Mannschaften autoritär zu führen und bevorzugt eine klare Hierarchie. In den Heimspielen der WM-Qualifikation war das mittelamerikanische Land geradezu eine Macht. Die Mannschaft der USA mit dem Trainer Jürgen Klinsmann unterlag zum Auftakt der letzten Qualifikationsrunde in San Pedro Sula mit 1:2. In der zweitgrössten honduranischen Stadt zeigten die Gastgeber vor 32 000 Zuschauern, was ihre Spielweise an einem guten Tag auszeichnet: mannschaftliche Geschlossenheit, eine starke Defensive und ein Sturm, der es versteht, die Chancen zu nutzen – zumindest gegen Teams, die nicht zur Weltspitze gehören.

Ausserhalb von Honduras gilt die Mannschaft indes als wesentlich schwächer. Erst kürzlich resultierten gegen Brasilien in einem Test eine 0:5-Niederlage und die Erkenntnis, dass es gegen die besten Teams der Welt nicht reicht. Viel zu langsam präsentierten sich die Mittelamerikaner, die sich gegen Brasilien nur mit teilweise überharten Fouls zu helfen wussten. Vor diesem Hintergrund der klaren Aussenseiterrolle gehört das 0:0 gegen die Schweiz im letzten Gruppenspiel 2010 zu den wenigen Höhepunkten der honduranischen WM-Geschichte. Die Honduraner erfreuen sich darüber, für die Schweizer ein Schreckgespenst zu sein, immerhin.

Quelle: http://www.nzz.ch/aktuell/sport/fussball/das-schreckgespenst-1.18199766